„Seid ein Mensch!“ - Stolpersteine als „Leuchtpunkte“ für Menschlichkeit

Von: Martin Krause

„Wenn ich diese letzten Tage an jemand beschreiben würde, kein Mensch würde es glauben, dass es in Wirklichkeit geschehen ist.“ So erinnerte sich Fred Oestreicher an seinen Besuch in Landau – der erste und einzige, seit er von hier weggegangen war.
Er hatte weggehen müssen, denn er, sein Vater Karl Georg, seine Mutter Martha und seine Großmutter Anna waren Juden. Was ihnen in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Landau geschehen ist, das haben sich Vertreterinnen und Vertreter unserer Schulgemeinschaft, aber auch interessierte Landauer Bürgerinnen und Bürger in einer anrührenden Gedenkstunde am 21. November in Erinnerung rufen lassen. Sophia Fletzoreck, Lara Heck, Marc Jurkat, Rachel Lederle (alle Klasse 9e) und Herr Becker (Vorsitzender des SEB) verlasen die bewegenden Lebensgeschichten der jüdischen Landauer Familien Oestreicher und Wertheimer. ​Für den musikalischen Rahmen der Gedenkfeier sorgten Eva-Maria Antz (Geige) sowie Hagen Sachs und Judith Kasus (Saxophon).
Auf Einladung der Beigeordneten der Stadt Landau, Frau Lena Dürphold, konnte diese Veranstaltung im Historischen Empfangssaal des Landauer Rathauses stattfinden. Der Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in der Pfalz, Prof. Dr. Wolfgang Pauly, machte darauf aufmerksam, wie wichtig der eigene Name für jeden Menschen ist, und rief dazu auf, mehr miteinander als übereinander zu sprechen.
Anna, Ernst und Otto Wertheimer, Frieda, Karl Georg, Marta und Ferdinand Oestreicher waren als Landauerinnen und Landauer ganz selbstverständlich ein Teil dieser Stadt. Durch die Rassenpolitik der Nazis wurden sie aus der Stadt „herausgerissen“. Sie konnten ihr Leben retten – mussten aber nach Argentinien bzw. New York flüchten und dort ihr Leben von vorne beginnen.
Mit den sieben „Stolpersteinen“ möchte unsere Schulgemeinschaft ein deutliches Zeichen gegen Rassismus, Nationalismus und Ausgrenzung setzen. Die Namen der Wertheimers und Oestreichers leuchten nun vor ihren ursprünglichen Wohnhäusern in der Marktstraße – und lassen hoffentlich das Herz und die Gedanken aller Menschen stolpern, die daran vorübergehen.
Als Schulgemeinschaft versammeln wir uns hinter der Überzeugung der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer: „Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, muslimisches oder jüdisches Blut. Wir haben alle dasselbe. Wir sind alle dasselbe. Wir sind Menschen.“
 

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